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Meine abenteuerlichen Afrika-Reisen: Lebendige Erinnerungen an unvergessliche Erlebnisse - Patricia Dietrich | Eine Rezension
- Juli 17, 2025
Hinweis: Die Autorin hat mir ein Rezensionsexemplar ihres Buches über BoD zur Verfügung gestellt. Liebe Patricia, vielen Dank für das Vertrauen und die Möglichkeit, dein Buch kennenzulernen.
Abenteuerlust zwischen zwei Buchdeckeln - von Begegnungen, Grenzerfahrungen und der Sehnsucht nach dem Ursprünglichen
Reiseliteratur ist für mich seit jeher eine Form des Unterwegsseins im Kopf – gerade wenn das Fernweh groß ist und die nächste echte Reise noch warten muss. Als begeisterte Leserin solcher Reiseberichte (Helge Timmerberg zählt etwa zu meinen Favoriten) war ich gespannt auf Patricia Dietrichs Buch Meine abenteuerlichen Afrika-Reisen. Schon der Titel versprach lebendige Abenteuer in der Ferne, und genau das habe ich in dieser Lektüre gefunden. Tatsächlich fühlte ich mich bereits nach wenigen Seiten mitgenommen auf eine Reise quer durch den afrikanischen Kontinent, so als säße ich neben der Autorin im Jeep oder stünde mit ihr am Lagerfeuer.
Dietrich, Jahrgang 1958, hat erst spät ihre Leidenschaft fürs Schreiben zum Beruf gemacht – 2023 erschien ihr Debütroman, 2024 folgte eine Fortsetzung, und nun wagt sie sich mit dem aktuellen Werk auf neues Terrain. Veröffentlicht hat sie das Buch im Selbstverlag bei BoD – Books on Demand. Diese Unabhängigkeit merkt man dem Buch im besten Sinne an: Hier erzählt eine Frau in ihren mittleren 60ern frei von der Leber weg von ihren Erlebnissen, unverfälscht und persönlich. Und was für Erlebnisse das sind! In drei packenden Reisegeschichten nimmt uns Patricia Dietrich mit auf ihren waghalsigen Versuch, den Kilimandscharo zu bezwingen, auf die Spur der Berggorillas in den Nebelwäldern Ruandas und auf ein Solo-Abenteuer durch die endlosen Weiten Tansanias. Sie schildert, wie ihr in der dünnen Höhenluft am Kilimandscharo fast der Atem stockt, wie sie mit nichts als einer Machete bewaffnet ein traditionelles ugandisches Gericht zubereitet und wie sie sogar Zeugin eines neuen Lebens wird – ein Wunder, dem sie in der afrikanischen Wildnis beiwohnt. Jede dieser Episoden ist für sich schon außergewöhnlich; zusammen ergeben sie ein Kaleidoskop von Abenteuern, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Literarische Qualität
Patricia Dietrich schreibt mit einer spürbaren Begeisterung, die sofort auf mich als Leserin übergesprungen ist. Ihre Sprache ist klar und ungekünstelt, doch zugleich atmosphärisch dicht: Ob staubige Savanne im Morgenlicht oder dschungelgrüner Berghang im Nebel, die Schauplätze erwachen beim Lesen lebhaft zum Leben. Man meint beinahe, den rotgoldenen Sonnenaufgang über der Serengeti zu sehen und das entfernte Trompeten der Elefanten zu hören, so eindringlich werden die Sinneseindrücke geschildert. Vor allem aber versteht Dietrich es, Spannung zu erzeugen – immer wieder fühlte ich beim Lesen diesen Sog, den man sonst aus guten Thrillern kennt. Nicht umsonst heißt es in der Beschreibung, man wähne sich mitunter „mitten in einem packenden Krimi“. Tatsächlich geraten einige Szenen so dramatisch, dass ich stellenweise vergaß, keinen Kriminalroman in Händen zu halten, sondern „nur“ einen Reisebericht. Aber genau dieser erzählerische Schwung macht den Reiz des Buches aus: Reiseabenteuer werden hier zu mitreißenden Geschichten verdichtet, ohne dabei an Wahrhaftigkeit einzubüßen.
Die literarische Qualität des Buches zeigt sich insbesondere in der Balance aus lebendiger Schilderung und reflexiver Ruhe. Auf temporeiche Passagen – etwa wenn Dietrich allein durch die Wildnis fährt oder sich entschlossen an den steilen Pfad des Kilimandscharo klammert – folgen ruhigere, nachdenkliche Momente. In diesen Passagen reflektiert die Autorin über das Erlebte, stellt Bezüge zu früheren Erfahrungen her oder gönnt dem Leser einen Blick auf ihre Gefühlswelt. Solche Wechsel geben dem Buch einen angenehmen Rhythmus. Zudem glänzt Dietrich mit Details: Kleine Beobachtungen, sei es das Lachen eines ugandischen Kochs beim gemeinsamen Zubereiten eines Mahls oder das Verhalten der Berggorillas im dichten Unterholz, verleihen den Erzählungen Authentizität. Eine begeisterte Leserstimme bringt es auf den Punkt: Das Buch sei „so authentisch und toll geschrieben… man muss es einfach lesen… und kann nicht wieder aufhören“. Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen.
Psychologische Tiefe und persönliche Resonanz
Was Meine abenteuerlichen Afrika-Reisen über den reinen Abenteuerbericht hinaushebt, ist die spürbare psychologische Tiefe. Patricia Dietrich berichtet nicht nur was passiert ist, sondern lässt uns teilhaben an ihren inneren Empfindungen dabei. Sie beschreibt offen die Mischung aus Euphorie und Angst, als sie aufbricht, den höchsten Berg Afrikas zu besteigen – die Zweifel am Vorabend des Aufstiegs, das Kribbeln der Vorfreude und schließlich die ernüchternde Erkenntnis der eigenen körperlichen Grenzen in der dünnen Luft. Diese Ehrlichkeit macht die Lektüre ungemein empathisch. Ich habe mit ihr gelitten, als die Atemnot sie zur Umkehr zwang, und mit ihr gestaunt, als sie wenig später in Uganda die Geburt eines Kindes miterleben durfte (ein Moment voller Hoffnung und neues Leben, den sie beinahe lyrisch schildert). Überhaupt sind es oft die leisen Töne, die nachklingen: Wenn Dietrich nach gefährlichen Situationen – einer Nacht inmitten wildtierdurchstreifter Dunkelheit oder einer brenzligen Beinahe-Panne in der Savanne – am Lagerfeuer sitzend über das Glück des Lebens reflektiert, spürt man einen tiefen Nachhall existenzieller Fragen. Was treibt einen an, solche Risiken einzugehen? Welche Erkenntnisse nimmt man aus Grenzerfahrungen mit zurück? Das Buch gibt darauf keine platten Antworten, aber es ermöglicht, diese Fragen mitzudenken. In den Schilderungen klingt immer wieder an, wie sehr diese Reisen auch innere Reisen waren – zu sich selbst, zu Ängsten und Mut, zu Demut vor der Natur. Diese introspektiven Momente verleihen dem Buch Substanz und Herz.
Auch bei mir persönlich hat die Lektüre einiges ausgelöst. Man merkt: Hier schreibt eine Frau, die etwas in sich bewegen ließ durch ihre Abenteuer, und genau das überträgt sich auf die Leser*innen. Vielleicht rührt mich das Buch auch deshalb, weil Dietrich kein unverwundbarer Abenteurer ist, sondern ein Mensch mit Ängsten, Zweifeln und großem Herzen. Ihre Offenheit, Schwächen zuzugeben und trotzdem immer wieder den nächsten Schritt ins Unbekannte zu wagen, hat mich tief beeindruckt.
Gesellschaftliche Relevanz eines Reiseberichts
Reisen bildet – dieses alte Sprichwort bestätigt sich in Dietrichs Erinnerungen auf vielfältige Weise. Meine abenteuerlichen Afrika-Reisen bietet nicht nur persönliche Anekdoten, sondern auch subtile gesellschaftliche Einblicke. So erfährt man als Leser*in nebenbei viel über die besuchten Länder: über die Herzlichkeit der Menschen in Tansania, die kulturellen Traditionen Ugandas oder die Anstrengungen Ruandas, seine Naturschätze – wie die vom Aussterben bedrohten Berggorillas – zu schützen. Dietrich urteilt dabei nicht von oben herab, sondern begegnet anderen Lebenswelten mit spürbarem Respekt und Neugier. In einer Zeit, in der oft über kulturelle Differenzen und Missverständnisse gesprochen wird, wirkt dieses Buch wie ein Brückenschlag: Es zeigt, wie verbindend gemeinsame Erlebnisse sein können, auch wenn man aus völlig unterschiedlichen Hintergründen stammt. Wenn die Autorin zum Beispiel mit lokalen Guides am Lagerfeuer sitzt und Geschichten austauscht, entsteht das Bild einer weltumspannenden Gemeinschaft – Menschen, die einander zuhören, voneinander lernen. Solche Momente haben mich bewegt, denn sie erinnern daran, wie wichtig Offenheit und Empathie in unserer globalisierten Welt sind.
Darüber hinaus hat das Buch für mich einen gesellschaftlich inspirierenden Aspekt im Hinblick auf Rollenbilder und Alter: Patricia Dietrich zeigt als reiseerprobte Frau, dass Abenteuerlust kein Verfallsdatum kennt. Unwillkürlich fragt man sich: Wieso sollten waghalsige Afrika-Trips nur jungen Backpackern vorbehalten sein? Die Autorin sprengt Klischees, indem sie mutig ihren Traum lebt – egal in welchem Alter. Gerade dadurch, finde ich, erhält ihr Bericht auch eine Vorbildfunktion. Er ermutigt dazu, eigenen Träumen zu folgen und sich etwas zuzutrauen, selbst wenn es außerhalb der Komfortzone liegt. Dieses Empowerment zwischen den Zeilen halte ich für äußerst relevant.
Nicht zuletzt weckt das Buch eine Sehnsucht, die vielleicht ebenfalls als „gesellschaftlich“ gelten darf: Fernweh. Bei einer Lesung der Autorin soll „der Saal […] erfüllt von Fernweh“ gewesen sein (Schönebecker Volksstimme) – und genau dieses Fernweh spürt man auch beim Lesen auf jeder Seite. In Zeiten, da Reisen nicht immer unbeschwert möglich ist, hält Dietrichs Werk die Lust aufs Entdecken lebendig. Es zeigt, was für ein unschätzbarer Wert persönliche Begegnungen und Erfahrungen in der Fremde sind. Und es lädt dazu ein, im Geiste mitzureisen und den eigenen Horizont zu erweitern.
Fazit
Meine abenteuerlichen Afrika-Reisen ist mehr als ein Reisebericht – es ist eine leidenschaftliche Einladung, die Welt mit offenen Augen und offenem Herzen zu erleben. Literarisch überzeugt das Buch durch fesselnde Erzählkunst und authentische Stimme; inhaltlich durch den Reichtum an Erlebnissen und Gefühlen. Ich habe beim Lesen gelacht, mitgefiebert, gestaunt – und das Buch am Ende mit einem tief zufriedenen Seufzer zugeklappt. Patricia Dietrich hat mit ihren Erinnerungen ein Stück lebendige Reiseliteratur geschaffen. Für Fans von echten Abenteuern, fernab der ausgetretenen Pfade, und für alle, die in der Lektüre eine Spur von Aufbruch und Selbsterkenntnis suchen, ist dieses Buch eine Entdeckung wert. Ich jedenfalls habe jede Seite genossen – und dabei eine Form des Reisens gefunden, die ebenso unvergesslich ist wie die geschilderten Erlebnisse selbst.
Quellenhinweise
Diese Rezension beruht auf meiner eigenen Lektüre des Buches sowie auf öffentlich zugänglichen Informationen. Ergänzend habe ich folgende Quellen herangezogen: den Klappentext und die Verlagsangaben zu Patricia Dietrichs Roman (BoD, 2025, buchshop.bod.de), die Autorenseite auf LovelyBooks (lovelybooks.de), einen Pressebericht der Schönebecker Volksstimme vom 24. April 2025 über eine Lesung in Biere (volksstimme.de) sowie ausgewählte Leserstimmen auf Amazon (amazon.de).